Kein Mensch, der nicht schon einmal in den sternklaren Nachthimmel geblickt und sich sehnsuchtsvoll in die Tiefen dieses mystisch-mysteriösen unendlichen Raumes geträumt hat!
Dabei ist gar nichts weiter zu sehen als unzählige funkelnde Punkte, die – wie wir inzwischen gelernt haben – lediglich leuchtende Botschaften aus längst vergangener Zeit sind, denn wir nehmen nur noch das von weither zu uns herübergewanderte Licht wahr, das für seinen Weg zu uns Jahre, Jahrhunderte, Jahrtausende oder gar Jahrmillionen benötigt hat, und der Raumkörper, den es reflektiert, ist vielleicht schon längst in Raum und Zeit verloren und versunken …
Was also sind eigentlich Sterne? Realität, Fiktion oder Wunschtraum? Einfach nur selbstleuchtende Ballungen aus Gas und Staub – oder mehr? Und wie sehen sie wirklich aus? Was fasziniert uns an ihnen? Haben sie gar Kräfte, die auf uns wirken?
Foto oben: Orion Nebel / Bryan Goff (unsplash)
Wir Menschen wissen uns zu helfen und machen uns seit jeher unser eigenes Bild von diesen geheimnisvollen Existenzen – lange schon vor den tatsächlich, aber auf andere Weise spektakulären Aufnahmen der Weltraumteleskope.
Die einfachste, klarste, weltweit akzeptierte und verstandene Form sind Punkte, von einem Strahlen- oder Zackenkranz umgeben. Jedes Kind kann sie zeichnen und tut das auch gern und immer wieder, denn Sterne begleiten uns als grafisch-malerisches Zeichen oder ornamentales Symbol gewissermaßen in Gestalt eines Mandalas der dritten Art mit besonderer, fast magischer Bedeutung durch unser gesamtes Leben.
Und sie bevölkern in unterschiedlichsten Versionen auch unsere Sprache und Literatur und natürlich die Bildkunst bis hin zur Welt der lebenden Bilder als Sternenhimmel, Sternenstaub, Sterntaler, Sternzeichen, Sternbild, Schneesterne, Augensterne, Abendstern und Morgenstern, Fixsterne, Wandelsterne, Schweifsterne, Krieg der Sterne usw. und so fort …
Foto: Nasa /Hubble-Teleskop (unsplash)
Auch ich kam einfach nicht daran vorbei, als ich meine ersten Schritte auf dem weiten Feld der Computergrafik unternahm.
Die Werkzeuge vom digitalen Stempelgewitter bis zum rasanten Fingerspitzenparcours auf dem Touchpad samt diverser Tricks mittels transluzider Überlagerungen, Prismenfilter, Reliefprägungen mit Focuszentrierung ermöglichten mir über die letzten sechs Jahre die Geburt einiger Tausend neuer Sternengeschöpfe, von denen eine kleine Auswahl meine zweite Klappkartenedition bevölkert: mal als malerisch-massive explodierende Nebelsonne, mal als Tanz graziler Strichsplitter um einen sich geometrisch aufblätternden Netzkern, mal als fünfzackpaillettenbesetztes Gedränge planetarer Kugelleiber, mal als bizarres Ballett himmlischer Häkelblüten, mal in metallisch scharf gezackte Tektonik, mal wie ein heiteres Wimmelbild, mal in Gestalt einer kryptischen Botschaft aus der Vorzeit, mal wie ein Kinderhimmel in Patchworkoptik – ein Stern, der keinen Namen trägt, aber eine unendlich weite Welt spielerischer Phantasie, die ihre Wurzeln in meinen Träumen hat.
Der Mond ist aufgegangen
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Karten Sterne-Edition
P. S.:
Sterne haben keine spezielle Jahreszeit – wir sehen sie am klaren kühlen Frühlingshimmel, sie gehen über schwülen Sommerabenden auf, blitzen zwischen Regenwolken im Herbststurm und überstrahlen schneefunkelnde Winternächte. Aber sie berühren und trösten uns am tiefsten vor dem Weihnachtsfest und während der dunklen Tage um den Jahreswechsel; sie erhellen die Finsternis, wärmen im Frost, leuchten uns auf dem Weg in ein neues Jahr – beinahe wie in biblischer Mission.
Und so gibt es auch zu den Sterne-Karten ein frostiges, doch hoffnungsvolles Postscriptum: eine Gruppe Kartenmotive, die auf Fotos frostbereifter Blätter und Gräser beruhen, entdeckt am Wegesrand im Garten. Sie sprechen vom Werden und Vergehen und Wiedererstehen nach Frost und Finsternis, von der Fragilität des Lebens und zugleich von der unbesiegbaren Kraft des scheinbar Schwachen.
Karten Raureif-Edition