09 Mai Kunst-Make-up für Graue Diva
Sie war eigentlich immer hässlich – eine der hässlichsten Straßen, die ich kenne: die Landsberger Straße dicht hinter dem Hallenser Hauptbahnhof. Aufgewachsen in einer parallel verlaufenden 50er-Jahre-Siedlung der Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft Eisenbahn, sauber, hell, großzügig angelegt und mit selbst gepflanzten, inzwischen waldartig hohen Bäumen begrünt (daher kann ich mir wohl Wohnen ohne Bäume nicht vorstellen …!), suchte ich die Landsberger, deren damals schon verwahrloste Gründerzeithäuser mit Kriegsschäden noch von kleinen Läden, Lagerhäusern und Firmen belebt waren, eigentlich nur mit meiner Mutter zum Einkaufen auf – und gelegentlich auch allein, um die Kinderleihbibliothek zu besuchen (sehr gern und häufig, wenn auch kurz) oder den Friseur (leider länger, dafür äußerst ungern und möglichst selten).
Dann verschwand diese triste Straße meiner nunmehr ehemaligen Heimatstadt mit ihren inzwischen peu-á-peu leergezogenen und weiter verfallenden Häusern unter den bunten Erinnerungsschichten merklich eindrucksvollerer Bauensembles zwischen Paris, Venedig und Marrakesch, um desto markanter in den letzten Jahren wieder in mein Blickfeld zu springen – durch ein möglicherweise europaweit einmaliges Kunstprojekt, die FREIRAUMGALERIE mit dem Festival All You Can Paint und weiteren Aktivitäten einer inzwischen internationalen Gruppe junger und engagierter Künstler. Also zog ich mit dem Fotoapparat zwei Straßen weiter um die Häuser und knipste überwältigt los …
Eine Auswahl hier zu präsentieren ist auch ein später Liebesdienst an meiner guten alten „Grauen Diva“ Halle, die mehr zu bieten hat, als ihr notorisch schlechter Ruf vermuten lässt.
Die spannenden Geschichten um das Projekt – Visionen, Irritationen, Inspirationen inclusive – sind auf der sehr informativen und bildreichen Homepage nachzulesen und anzuschauen: www.freiraumgalerie.com